Arbeiten / working in der Musik heißt weniger: ‚hart arbeiten' (Übezellen der Musikhochschulen, Geniekult des 19.Jh., protestantische Arbeitsethik, Mentalität westlicher Wirtschaftskonzepte ...); es bedeutet eher: zur Sache kommen, sich hingeben, die eigene Persönlichkeit - und dadurch die Musik - umsetzen. Es heißt, den Weg finden, wie mit Musik die Welt zum Klingen zu bringen, also zu gestalten ist. Damit verbindet sich gleichermaßen Investieren der eigenen Fähigkeiten, wie es auch das Integrieren der menschlichen Lebenserfahrungen voraussetzt: Trauer, Liebe, Erotik, Spiel, Leidenschaft, Ruhe, Kampf ... (ich spreche gerne vom Tanz der Moleküle). Vor allem jedoch verlangt es Respekt: gegenüber dem Instrument, den PartnerInnen, den HörerInnen, dem musikalischen Material, dem Raum, der Idee und gegenüber sich selbst.
Dieser Zugang steht bei der Realisierung Laien wie Profis gleichermaßen offen - fordert sie jedoch auf unterschiedliche Weise: Laien haben eher handwerkliche Probleme zu bewältigen; ausgebildeten MusikerInnen steht oft die akademische Verbildung im Weg.
Die Austauschbarkeit und Beliebigkeit vieler Ausbildungs- wie Aufführungs-Angebote, die mangelnde Profilierung von Orten und Ensembles verlangt nach Qualifizierung, um die kostbaren Erlebnis-Möglichkeiten, die in der tradierten wie in der zeitgenössischen Musik liegen, in der Gegenwart lebendig zu gestalten und damit in die Zukunft zu vermitteln.
Das Instrumentarium dafür ist die gesamte Palette musikalischen, mentalen und und psychischen Handwerks: vom konkreten Fingersatz bis zur adäquaten Analyse, vom angemessenen Reden über Musik bis hin zur Reflektion des Erarbeitungsprozesses, von der Wahrnehmung des spezifischen Raumklangs bis zur bewussten Atmung.
Ein brauchbares Procedere scheint mir dabei das Entrümpeln: all die Ideen und Muster von Interpretation, Wichtigkeit, Karriere, Eitelkeit, Macht wollen immer wieder entlarvt werden und daraufhin befragt, ob sie der Sache dienen oder umgekehrt.